Susanne Häcker

Reutlingen
seit 2019
Bündnis 90/Die Grünen

Susanne Häcker ist seit 2019 Gemeinderätin, Kreisrätin und Vorsitzende der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Reutlingen. In einem weiteren Ehrenamt sitzt sie im Vorstand der Kommunalpolitischen Vereinigung von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg (GAR), ist Vorstandsmitglied einer Erwerbslosenberatung in Reutlingen und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Frauenpolitik Baden-Württemberg von Bündnis 90/Die Grünen. Hauptamtlich arbeitet Susanne Häcker als Parlamentarische Beraterin für Soziales, Gesundheit und Integration für die Grüne Landtagsfraktion in Stuttgart.

Für ihre kommunalpolitischen Leistungen wurde Susanne Häcker 2020 mit dem Helene-Weber-Preis des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF) ausgezeichnet.

Susanne Häcker wurde 1974 in Bad Urach geboren. Als eines von zwölf Kindern wuchs sie am Rande der Schwäbischen Alb in einer klassischen Arbeiterfamilie auf. Ihre Eltern besuchten nur jeweils sechs Jahre die Schule und hatten somit insgesamt geringere Berührungspunkte zu Bildung und Politik. Ihre Kindheit empfand Susanne Häcker stark vom Kalten Krieg und der daraus resultierenden atomaren Gefahr geprägt. In ihrer Jugend entwickelte sie ein wachsendes Interesse an politischen Themen. Als tierliebender Mensch lag ihr zudem schon immer viel am Tierschutz. Sie war sowohl im privaten Rahmen, im Vereinsrahmen sowie im autonomen Jugendcenter politisch aktiv.

Als 1998 auf Bundesebene die rot-grüne Regierung an die Macht kam, war das für Susanne Häcker zunächst ein großartiges Ereignis. Verschiedenen Entscheidungen der damaligen Bundesregierung wie etwa der Kampfeinsatz der Bundeswehr im Kosovo-Krieg 1999 verursachten aber einen Bruch in Häckers politischer Affinität. Erst 2008, als sie das Gefühl hatte, es hätten sich neue Entwicklungen ergeben, begann sie sich Schritt für Schritt an die Grünen heranzutasten und trat der Partei schließlich bei. Nachdem sie die Partei anfangs beim Wahlkampf ohne Amt unterstützte, wurde sie 2009 Kreisvorständin von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Reutlingen. In diesem Gremium war sie fast zehn Jahre politisch aktiv.

Zwar wurde Häcker immer wieder als Listenkandidatin bei Kommunalwahlen nominiert, dennoch plagten sie in jüngeren Jahren aber häufig Selbstzweifel. Oft stellte sie sich und ihre Kompetenzen für ein politisches Amt in Frage. Als die Grünen-Politikerin 2018 schließlich zur Sprecherin der LAG Frauenpolitik gewählt wurde, kam sie endlich zu dem Entschluss, dass sie das politische Werkzeug für ein Ratsmandat mitbringt.

„Mir ist es besonders wichtig, dass ich das Gefühl habe, ich kann etwas erreichen. Auch wenn es manchmal sehr lang dauert und man dicke Bretter bohren muss. Ich habe das Gefühl, ich kann etwas bewegen, wodurch die Stadt und der Kreis lebenswerter werden.“

Susanne Häckers großes Ziel ist es, die Gleichstellung der Geschlechter in Stadt und Landkreis Reutlingen voranzubringen. Im Jahr 2022 erlebte sie dabei den Erfolg, dass das Thema in die Nachhaltigkeitswerkstatt des Landkreises einbezogen wurde und somit zukünftig sichtbarer werden wird.

Ein weiteres Anliegen Susanne Häckers ist der Tierschutz. In Reutlingen arbeitet sie aktuell an der Einführung einer Katzenschutz-Verordnung, die zur Reduktion der Zahl streunender Katzen führen soll. Die Kommunalpolitikerin hofft, dass das Thema im Jahr 2023 ernsthaft vorankommt. Als Vorstandsmitglied der Grünen und Alternativen in den Räten Baden-Württemberg (GAR) entwickelt sie derzeit einen Workshop für ihre kommunalen Ratskolleginnen und -kollegen, der Möglichkeiten zur Umsetzung von mehr Tierschutz in der jeweiligen Kommune aufzeigen soll.

Darüber hinaus ist Häcker stark an einer inklusiven Politik interessiert, die die Interessen aller Menschen berücksichtigt – seien es Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen aus dem LSBTTIQ*-Spektrum oder auch Menschen mit Behinderung. Ihr ist es wichtig, jüngere Menschen in politische Strukturen und Entscheide einzubeziehen. Häufig erlebt sie das aber als schwieriges Unterfangen, da junge Menschen aufgrund von Studium oder Erwerbsarbeit oft wegziehen und dann ihr Mandat oder ihre Ämter niederlegen.

Zur fachlichen Unterstützung ihrer kommunalpolitischen Arbeit kontaktiert Häcker häufig Ratsmitglieder aus anderen Städten, die sich in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Themen befasst haben. Insgesamt ist ihr der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig. Dies schätzt sie auch besonders am bundesweiten Helene-Weber-Netzwerk von Kommunalpolitikerinnen, dem sie nach der Verleihung des Helene-Weber-Preises im Jahr 2020 beigetreten ist.

Ausschlaggebend für die Auszeichnung mit diesem Preis waren Häckers politisches Engagement und ihr politisches Netzwerken innerhalb der Partei – auch vor dem Hintergrund, dass die Politikerin aus einer Arbeiterfamilie stammt. Ihr Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter, für eine inklusive Politik im umfassenden Sinne und ihr Einsatz in der Erwerbslosenberatung flossen ebenfalls in die Begründung der Auszeichnung ein. Das Coaching, das die Preisträgerin vom Helene-Weber-Kolleg erhielt, nutze sie für die Themen Auftritt, Rede und Präsentation.

Als Vorsitzende in der Kreistagsfraktion ist Susanne Häcker seit langem die erste Frau in diesem Amt. Häufig ist sie auch die einzige Frau, die im Reutlinger Kreistag einen Redebeitrag hält, da von anderen Fraktionen nur sehr selten Frauen sprechen, wie sie berichtet. Zwar nehmen bei den Grünen mehr Frauen ihr Rederecht wahr als in anderen Fraktionen, Häcker ist als einzige weibliche Vorsitzende einer Fraktion aber die einzige Frau, die eine Haushaltsrede halten darf.

„Schon allein die Anrede, wenn eine Mail nur an die Vorsitzenden geht, da steht dann ‚Sehr geehrte Frau Häcker, sehr geehrte Herren‘. Das war für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig.“

Die geringe Vertretung von Frauen in der Kommunalpolitik hat für Susanne Häcker viele Ursachen. Dazu gehören etwa die Listenaufstellung der Parteien und zum anderen die Frage, ob und wie Frauen politisch von den Parteien aufgebaut werden, vermutet die Grünen-Politikerin. Frauen stellten sich zudem weniger zur Wahl und würden auch weniger gewählt. Ein weiterer Grund sei zudem der intensive Zeitaufwand, den ein politisches Amt mit sich bringt. Frauen übernehmen gerade in der Familienphase aber auch neben ihrer Erwerbsarbeit einen Großteil der Haus- und Care-Arbeit, da bleibe nicht viel Zeit für Kommunalpolitik. 

Und insgesamt sei unser Bild von politischer Arbeit ein sehr männlich dominiertes, das auf viele Frauen nicht attraktiv wirke. „Tatsächlich muss vieles im Privaten zurückstehen“ räumt sie ein. Faktoren wie die Corona-Pandemie, ein Arbeitsplatzwechsel und der aktuelle Krieg in der Ukraine haben ihre Belastung in letzter Zeit zusätzlich verstärkt.

Trotz aller Herausforderungen bleibt Susanne Häcker aber weiterhin bestrebt, ihre politischen Ziele in Stadt und Kreis Reutlingen erfolgreich umzusetzen.

 

Susann Häcker

Datum des Interviews: 11. Oktober 2022


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