Ruth Sautner

Schwieberdingen
1975-1984
SPD

Ruth Sautner (geb. Janzen) erzählt in ihrem Buch „Ein Leben: Ostpreußen – Mecklenburg – Württemberg“ autobiographisch über wichtige Abschnitte ihres Lebens. Dabei widmet sie sich in dem Kapitel „Mein politisches Engagement“ ihren politischen Überzeugungen und vor allem ihrer beeindruckenden Laufbahn. Zu großen Teilen wurden die nachfolgenden Informationen aus ihrem Buch verwendet.

Im Herbst 1969 trat Ruth Sautner der SPD bei und blieb bis zu ihrem Tod Mitglied. Als ein großes Vorbild und Friedensstifter nennt sie Willy Brandt, der Anfang der 70er Jahre nach zwanzigjähriger Regierung der CDU eine Aufbruchsstimmung verbreitete. Er sei ein großer Grund für ihre politische Begeisterung gewesen.

Durch die prägende Flucht aus ihrer Heimat Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte Ruth Sautner eine Machtlosigkeit. Sie wollte sich in ihrem Leben für bessere Verhältnisse und das Wohl der Menschen einsetzen. Aufgrund ihres großen Interesses an politischen Geschehnissen und ihr Verbesserungswillen, entschloss sie sich dafür, sich selbst zu engagieren. Durch ihre offene, herzliche und zupackende Persönlichkeit konnte sie ihr Leben lang gut mit Menschen umgehen und sich ihrer Probleme annehmen. Diese Eigenschaften machten eine großartige Politikerin aus ihr, die sich mit Herz und Seele für die Anliegen und Probleme der Bürgerinnen und Bürger einsetzte.

Nach dem Zuzug von Ruth in Schwieberdingen, Baden-Württemberg, 1971 wurde sie das 13. Mitglied des dortigen Ortsvereins der SPD, zwei Jahre später deren Schriftführerin. Im Januar 1974 wurde Ruth zur Vorsitzenden des Ortsvereins gewählt. In ihrem Buch schreibt sie, dass ihr damaliger Mentor ihr sehr geholfen hat, sich in die Aufgaben einzufinden, Inspiration gab und sie ermutigte, sich als Frau für den Gemeinderat aufzustellen. Beispielsweise startete Ruth den UNICEF-Weihnachtskarten Verkauf unter dem SPD Schirm, der bis heute erfolgreich besteht.

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Vor der Gemeinderatswahl im Frühjahr 1975 waren unter den 18 Gemeinderäten keine Frauen. Ruth zog als Listenanführerin der SPD in den Gemeinderat ein. „Die reine Männerherrschaft im Ort war aufgehoben“, schreibt sie voller Stolz. Die Arbeit als Gemeinderätin beschreibt Ruth als interessant und bereichernd. Durch zum Beispiel Kontakte mit anderen Politikern mit denen herzlich über aktuelle Anliegen diskutiert wurde. Außerdem konnten in ihrer knapp zehnjährigen Gemeinderatstätigkeit zahlreiche kommunale Bautätigkeiten durchgeführt werden. Aussegnungshalle, Feuerwehrhaus, Schwimmbad und die Realschule wurden zu dieser Zeit errichtet und eingeweiht. Trotz dieser Errungenschaften war die Arbeit auch von negativen Aspekten betroffen. So erhielt Ruth des Öfteren kritikreiche Anrufe und es wurde durch Schikanen und Besserwisserei versucht sie aus dem Amt hinauszudrängen. Einige konservative Personen kritisierten dabei, dass sie als Frau relativ viel Macht in der Gemeinde inne hielt. Dadurch, dass Ruth eine starke Persönlichkeit hatte und sich nicht schnell unterkriegen ließ, konnte sie mit der Kritik umgehen. Trotzdem kandidierte sie aufgrund von einigen Schicksalsschlägen nach fast zehnjähriger Arbeit im Gemeinderat nicht ein drittes Mal bei den Wahlen 1983/84.

In den Jahrzehnten nach ihrer aktiven politischen Tätigkeit, war das politische Engagement immer noch ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. So diskutierte sie bis ins hohe Alter über aktuelle Debatten, setzte sich für Geflüchtete ein (verbrachte beispielsweise Weihnachten mit ihnen) und hatte immer die Verbesserung der Gemeinde als Ziel. Besonders beeindruckend war ihre große Lebensfreude an den Themen, durch die sie Menschen begeisterte. Ruth Sautner war eine besonders progressive Frau für ihre Generation, die sich durch nichts hat unterkriegen lassen. Sie konnte sich in der Männer dominierten Arbeit durchsetzen und hat dadurch viel für die Gemeinde und das Allgemeinwohl getan. So wird ihr Engagement und ihre Passion mir immer in vorbildlicher Erinnerung bleiben.


Nachweise

Foto: Privat


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