May Bellinghausen

Freiburg
1953-1971
CDU

May Bellinghausen wurde 1896 in Freiburg, als Tochter des Verlagsbuchhändlers Wilhelm Bellinghausen und der Engländerin Gladys in Herdern geboren. Zu Hause wurde nur englisch gesprochen, die Erziehung war streng. Nach der katholischen Schulausbildung an der Mädchenschule St. Ursula in Freiburg, absolvierte sie das Lehrerinnenseminar und legte nach dem praktischen Schuldienst 1918 die Erste und später auch die Höhere Lehrerinnenprüfung ab. Anschließend arbeitete sie mit vielen Versetzungen an verschiedenen Volksschulen im Großraum Freiburg, Villingen-Schwenningen, unter anderem auch in Erzingen. Nach dem Krieg kehrte sie in den badischen Schuldienst zurück, arbeitete an der Pestalozzischule in Freiburg und führte dort einen Mittelschulzweig ein. 1947 wurde sie zur Schulleiterin befördert. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1920 war sie als berufstätige Tochter Stütze und Mittelpunkt der Familie. Sie blieb bis 1963 im Schuldienst.

Ihr politisches Debut für die CDU auf Kommunalebene beschritt sie, als sie 1953 in den Stadtrat gewählt wurde. Ihr größter Erfolg ist jedoch die Wahl von 1959, also eine Wahlperiode später, als die 63-Jährige mit 10000 Stimmen Vorsprung auf den Zweitplatzierten erneut in den Stadtrat einzog. Sie wurde schnell eine der beliebtesten Stadträtinnen. Schwerpunkte ihrer Politik waren die Entwicklung des Stadtteils Haslach und Wohnungspolitik.

Zu der Beliebtheit trugen auch ihr soziales Engagement und ihre spontane Hilfsbereitschaft bei. Beispielsweise war sie fortwährendes Mitglied der Gemeinschaft katholischer Lehrerinnen und Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Erzieher. Außerdem rief sie neben verschiedenen Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer im Herderhaus auch die Gengenbacher Hochschulwochen (eine Fortbildungsveranstaltung für katholische Erzieher der Erzdiözese Freiburg) ins Leben. Auch unterstützte sie Wohnungssuchende und bemühte sich um politische Randgruppen. Beispielsweise setzte sie sich in den 50er Jahren für die Schulbildung von Kindern zugewanderter Sinti  ein, indem sie diese in ihrem eigenen Wagen aus der Siedlung an der Opfinger Straße in ihre Schule in Haslach brachte.

Zu ihrem 80. Geburtstag ehrten sie der Oberbürgermeister und der Stadtrat als „guter Geist von Haslach“ und „liebenswerte Helferin aller“[1]. 1963 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

May Bellinghausen war eine selbstsichere Frau, echt und originell, „markant und auf eine besondere Weise charmant“[2]. 1971 schied sie aus der Politik aus und starb 1985 im Alter von 88 Jahren. Ihr zu Ehren wurde die Aula der Pestalozzischule 1968 in „May-Bellinghausen-Halle“ umbenannt.

 

[1] Ba-Wü Biographien, S.17.

[2] Ba-Wü Biographien, S.16.


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