Dr. Else Bohnet

Tübingen
1948-1951 Frauenliste
1956-1962 SPD
1971-1978 SPD

Dr. Else Bohnet wurde 1908 in Tübingen geboren. Dort studierte sie Medizin und arbeitete seit den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs als Tuberkulosefürsorge-Ärztin beim Gesundheitsamt.

Else Bohnet war auf vielfältige Weise in Tübingen politisch aktiv. Von 1952 bis 1961 war sie Vorsitzende des Tübinger Bürger- und Verkehrsvereins – bis heute die einzige weibliche Vorsitzende in der Vereinsgeschichte. Else Bohnet war für mehrere Legislaturperioden Mitglied des Tübinger Gemeinderats. 1948 wurde sie das erste Mal über eine überparteiliche Frauenliste in den Gemeinderat gewählt. Damit war sie eine von zwei gewählten Gemeinderätinnen.

Bei der nächsten Gemeinderatswahl 1951 erhielt sie zwar die drittmeisten Stimmen, ihre Wiederwahl scheiterte aber am bestehenden Auszählungsverfahren. Bei ihren nächsten erfolgreichen Kandidaturen 1956 und 1971 vertrat sie die FDP. Sie engagierte sich in dieser Zeit vor allem für den öffentlichen Nahverkehr und für eine Demokratisierung des Gemeinderats durch kleinere verwaltungsunabhängige Arbeitskreise.

Im Nachruf des Gemeinderats wird sie als streitbare, aber stets faire Politikerin gewürdigt, welcher die politische Teilhabe der Bürger und Bürgerinnen ein „Herzensanliegen“ war: „Nein, sie war nicht bequem, weder für sich noch für andere, aber sie war stets fair. Mit ihr endet ein Stück liberales Nachkriegstübingen“. Else Bohnet starb 1989 im Alter von 80 Jahren.

 

Die überparteiliche Frauenliste

Die überparteiliche Frauenliste geht auf die Initiative des Frauenrings zurück, der kurz vor der Wahl 1948 von Tübinger Bürgerinnen gegründet wurde. Die Ziele des Frauenrings orientierten sich zum einen am Wunsch der Nachkriegsgesellschaft nach Frieden sowie seelischer und körperlicher Genesung. Zum anderen betonten sie die Notwendigkeit von Gleichberechtigung und Teilhabe der Frauen am öffentlichen Leben für den Aufbau der Demokratie.

Fast die Hälfte der aufgestellten Frauen war berufstätig. Ein konkretes Wahlprogramm gab es nicht, die Frauenliste wollte vor allem Wählerinnen und unentschiedene Wähler ansprechen. Auf einer öffentlichen Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten betonte Margarete Steiner das politische Selbstverständnis der Frauenliste: Sie wollten nicht gegen die Männer antreten, sondern strebten gemeinsame Lösungen wirtschaftlicher und sozialer Fragen an. Außerdem sollte die Not der unverheirateten und berufstätigen Frauen, die bislang politisch kaum berücksichtigt wurde, mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

Dr. Else Bohnet wurde 1948 als einzige Vertreterin der Frauenlisten in den Gemeinderat gewählt.


Nachweise

Dieser Text stammt aus der Ausstellung „FrauenStimmen in Tübingen. In 100 Jahren vom Wahlrecht bis zur Frauenquote“ im Stadtmuseum Tübingen.

Fotos: Alfred Göhner/Stadtarchiv Tübingen


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