Vilma Kopp

Stuttgart
1928-1930 DDP
1930-1933 Fraktionslos

Vilma Kopf war von 1928 bis 1933 Gemeinderätin im Stuttgarter Gemeinderat, zunächst für die DDP, später als Fraktionslose. Sie fällt durch ihren für die damalige Zeit ungewöhnlichen Doktortitel und ihre vielen Redebeiträge auf.

Vilma Kopp wurde am 13. März 1888 als Ottilie Wilhelmine Elisabeth Carthaus in Erwitte in Westfalen geboren, sie wurde Vilma genannt. Vilma Kopp absolvierte eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar in Münster (Westfalen), die sie 1907 mit dem Lehrerinnenexamen für Höhere Mädchenschulen abschloss. Nach zwei Jahren Unterricht an einer Privatschule, legte sie 1909 die Reifeprüfung ab. Sie studierte Geschichte und Staatswissenschaften in Münster, München, Berlin und Tübingen. 1917 promovierte sie dort mit dem Thema: „Zur Geschichte und Theorie der Grundstückkrisen in deutschen Großstädten mit besonderer Berücksichtigung von Groß-Berlin“.

Vilma Kopp arbeitete anschließend als Assistentin der Geschäftsleitung der Lebensmittelversorgung der Stadt Stuttgart. Danach begann sie ihre als Dozentin für Volkswirtschaftslehre zunächst am Sozialpädagogischen Frauenseminar der Stadt Leipzig, ab 1922 an der Sozialen Frauenschule vom Schwäbischen Frauenverein in Stuttgart. Sie war von Beginn an Vorsitzende des Verwaltungsrats und leitete die Ausbildungsstätte 1924 kommissarisch. Auch bei der VHS Stuttgart arbeitete sie als Dozentin. Zudem hielt sie Vorträge und veröffentlichte Aufsätze zu politischen Themen. 1934 musste sie ihre Anstellungen aus politischen Gründen aufgeben. Vilma Kopp war mit dem Pfarrer Hermann Eugen Kopp verheiratet, der von 1939 bis 1955 Dekan in Degerloch war.

1928 wurde Vilma Kopp mit 40 Jahren für die liberale DDP in den Stuttgarter Gemeinderat gewählt. Im Oktober 1930 kam es zu einem Bruch zwischen ihr und ihrer sehr männlich dominierten Partei, die sich ihrer Meinung nach zu weit nach rechts bewegte. Vilma Kopp, die eher sozialdemokratisch geprägt war, trat aus. Die Süddeutsche Zeitung unterstellte Kopp sogar eine politische Nähe zu den Marxisten und vermutete, dass sie zu diesem Zeitpunkt überlegte, eine eigene Frauenpartei zu gründen. Nach heftigen Diskussionen blieb sie als Fraktionslose im Gemeinderat. Viele unterstützen ihren Verbleib im Gemeinderat, denn sie galt als kompetente Gemeinderätin. So schrieb die VHS an den Oberbürgermeister Karl Lautenschlager:

“Wir würden glauben, dass der Gemeinderat für die sozialen Aufgaben, die er hat, eine Frau, die ein so starkes Verantwortungsbewusstsein und ein so seltenes Ver­ständnis für die Lage hat, nicht entbehren kann. Wir glauben ferner, dass es für die vielen Frauen, die, ohne Unterschied der Parteien, in Frau Kopp ihre Führerin und Vertreterin sehen, eine ungeheure Enttäuschung bedeuten würde, wenn Frau Kopp ihre Arbeit im Gemeinderat niederlegen würde.”

1931 unterstützte Vilma Kopp die Bildung einer reinen Frauenliste für den Gemeinderat. Sie selber war nicht Kandidatin der Frauenliste, da sie ja bereits einen Sitz im Gemeinderat hatte. Die Gemeinderäte wurden damals nur teilweise neu gewählt. Nachdem der Einzug der Frauenliste in den Gemeinderat misslang, nutzte Vilma Kopp ihren Status als Fraktionslose vermehrt aus und meldete sich zu sehr vielen Themen zu Wort, nicht nur bei den Frauenthemen.

1933 wurde Vilma Kopp - so wie alle anderen Frauen auch - aus dem Gemeinderat ausgeschlossen, der allerdings dann auch keinerlei Kompetenzen mehr hatte.

Vilma Kopp starb am 25. Oktober 1943 in Stuttgart-Degerloch.


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