Sophie Berlinghof

Heidelberg
1947-1956
KPD

Sophie Berlinghof, geb. Kuhn, geb. 1910 in Heidelberg, verh. mit Hans Berlinghof, Obst- und Gemüsehändlerin

Sophie Berlinghof kam am 9. Dezember 1910 als fünftes Kind des Ehepaares Kuhn in Heidelberg-Handschuhsheim zur Welt. 1931 legte sie ihr Abitur ab und entschied sich anschließend für das Studium der Zahnmedizin – ihre Familie verfügte nur über bescheidene finanzielle Ressourcen und mit nur sieben Semestern schien die Studienzeit finanzierbar.

Im Jahr 1933 wurde Sophie Kuhns Studium allerdings vorzeitig beendet: Sie war aktives Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands sowie der Roten Studentengruppe an der Universität Heidelberg und hatte 1932 auf deren Liste zum Studentenparlament kandidiert. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933 wurde diese Liste einige Monate später in einer lokalen Zeitung mit der Aufforderung veröffentlicht, alle auf dieser Liste antretenden Kandidat*innen müssten vom Hochschulstudium relegiert werden. Sophies Name stand an erster Stelle. Als Reaktion wurde sogar das Milchgeschäft ihrer Eltern boykottiert, allerdings mit wenig Erfolg. Sophie Kuhn wurde aber im Frühsommer 1933 mit 27 weiteren Kommiliton*innen wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in der Roten Studentengruppe vom weiteren Studium an allen deutschen Universitäten ausgeschlossen. Im Rahmen der Heidelberger Verhaftungswelle im gleichen Jahr wurde sie nach mehreren Hausdurchsuchungen für einige Wochen in „Schutzhaft“ genommen.

Nach dem ‚Studierverbot‘ schloss Sophie sich Widerstandsgruppen der (von den Nationalsozialisten inzwischen verbotenen) Kommunistischen Partei Deutschlands KPD an und sammelte zusammen mit Hans Berlinghof, den sie 1935 geheiratet hatte, Geld für die Familien inhaftierter Genossen. Ihre Ausbildung zur Zahnmedizinerin konnte sie nie beenden, da ihre Eltern nicht genügend Geld hatten, ihr ein Weiterstudium im Ausland zu finanzieren. Auch vom Arbeitsamt erhielt sie aufgrund ihrer kommunistischen Überzeugung keine Hilfe bei der Vermittlung von Arbeit.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Sophie Berlinghof nach der Ausrufung des „Totalen Krieges“ 1943 kriegsdienstverpflichtet. Da sie sich weigerte, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten, kam sie als Laborantin in einem pharmazeutischen Betrieb unter.

Nach Kriegsende beteiligte Sophie Berlinghof sich an der Neugründung der KPD und dem Aufbau der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). 1947 wurde sie zusammen mit drei weiteren Frauen erstmals in den Heidelberger Gemeinderat gewählt, wo sie im Wohnungsausschuss, im Wohlfahrtsausschuss und im Sozialausschuss tätig war. Ihr Engagement im Wohnungsausschuss war allerdings nicht ganz freiwillig, wie sie in einem Interview preisgab:
„Kommunisten hat man vor allen Dingen in den Wohnungsämtern eingesetzt, weil das das schwierigste Amt war. Man mußte ja Wohnungen beschlagnahmen. Den Kommunisten hat man dieses Ressort übergeben und hat sie praktisch schon damals dadurch diffamiert“ (zit. n.: Interview Sophie Berlinghof, unkorr. Transkription, StA Wiesloch, 685 1-23).

Bei den Kommunalwahlen 1950 wurde Sophie Berlinghof für sechs weitere Jahre in den Heidelberger Gemeinderat gewählt – aufgrund des Verbots der KPD im Jahr 1956 konnte sie ihre Amtszeit allerdings nicht vollständig erfüllen.

Lange Zeit war sie danach noch Vorstandsmitglied und Sprecherin der VVN Heidelberg und berichtete bei antifaschistischen Stadtrundgängen und Zeitzeuginnengesprächen über ihre Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und in der frühen Bundesrepublik. Nach dem Tod ihres Mannes 1955 führte sie bis zum Jahr 1983 zusammen mit ihrer Schwester ein Obst- und Gemüsegeschäft in Heidelberg-Handschuhsheim.

Sophie Berlinghof verstarb am 18. März 2002 im Alter von 91 Jahren in Heidelberg.

 

Quellen:

https://www.ruprecht.de/wp-content/uploads/2013/10/ru008.pdf/, Seite 7 (letzter Zugriff am 04.01.2021)

https://rhein-neckar-wiki.de/Sophie_Berlinghof (letzter Zugriff am 04.01.2021)

https://heidelberg.vvn-bda.de/widerstand-gegen-den-faschismus-und-neubeginn-nach-der-befreiung-sophie-berlinghof/ (letzter Zugriff am 04.01.2021)

https://www.uni-heidelberg.de/imperia/md/content/einrichtungen/frb/06.pdf (letzter Zugriff am 04.01.2021)

https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/Gemeinderaetinnen+im+Bild.html (letzter Zugriff am 04.01.2021)

Buselmeier, Michael: Erlebte Geschichte erzählt 1994 — 1997. Heidelberg 2000


Nachweise

Foto: Stadtarchiv Heidelberg


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