Marie-Luise Linckh
Vaihingen/Enz
seit 2016
CDU
Autor/in: Marie-Luise Linckh
Seit 15 Jahren bin ich im Ortschaftsrat der Teilgemeinde Enzweihingen, zuletzt als Stellvertreterin des Ortsvorstehers. Hier sind wir seit der letzten Wahl noch zwei Frauen von 11 Ortschaftsräten. Die Zahl war noch kaum anders.
Ich denke, in einer Ortschaft mit ca. 4000 Einwohnern wählen die Menschen nach dem Prinzip: Arzt, Rechtsanwalt, Handwerker, Kirche. Frauen werden eben auch von Frauen selten gewählt und haben es daher immer schwerer, genügend Stimmen zu erreichen. Hat ein Ort eine Frauenliste, ist die Gewähr, eine oder zwei Frauen durch zu bekommen, größer. Aber es müssen sich auch genug Frauen bereit erklären mit zu machen. Nur um die Liste zu füllen, dafür möchten sich Wenige hergeben.
Seit 2016 bin ich im Gemeinderat der Gesamtstadt Vaihingen/Enz. Dort sind wir 10 Frauen von 28 Gemeinderäten. Ersichtlich ist, dass Grüne und SPD mehr Frauenanteil haben, bei der CDU bin ich die einzige Frau. Ich denke manchmal, die Männer dieser Partei müssen noch lernen, Frauen zuzulassen und Frauen in ihre Seilschaften mit einzubeziehen.
Ich fühle mich akzeptiert und geachtet, meine Sparten sind Sozial- und Kulturpolitik sowie Verwaltung und Finanzen. Meine Meinung wird erfragt und gehört. Ich denke, die Männer haben mich in ihrer Mitte akzeptiert und gehen offen mit mir um. Der Zeitaufwand für solches ein Amt ist nicht zu unterschätzen, was heißt, dass die Familie dahinter stehen muss. Mit kleinen Kindern ist eine Sitzungszeit ab 18.00 Uhr schwierig. Auch muss man wissen, dass mindestens einmal wöchentlich Sitzungstermine sind und dann noch andere Termine dazu kommen. Da wird die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt schwierig.
Ich finde es toll und interessant, die Geschicke meiner Heimatstadt mit zu gestalten und die Anliegen und Belange der Mitbürger zu hören und zu versuchen, sie in die Planungen der nächsten Jahre einzubauen. Wenn man Freude an dem Amt hat, nimmt man auch manchen Aufwand und manche Kompromisse mit Zeit und Familie in Kauf.
Meine ehrenamtliche Tätigkeit besteht auch noch aus der Arbeit bei dem LandFrauenverband Württemberg-Baden als Präsidentin, als Kreisvorsitzende des zweitgrößten Kreisverbands Ludwigsburg sowie des Ortsvereins Enzweihingen.
Die erste Frau im Vaihinger Gemeinderat war Hilde Watzal, eine Vertriebene, die von 1953-1962 den Sitz inne hatte und von der nur bekannt war, dass sie für einen besseren Umgangston im Gemeinderat sorgte.
Von 1965-1989 war Frau Margarethe de Pay gewählte Gemeinderätin. In ihre Zeit fiel die Gemeindereform, in deren Zeit Vaihingen 8 Stadtteile dazu bekam. Sie setzte sich für die Schulen und für den Bau eines Hallenbads ein. In ihrer Zeit wurde die Familienbildung Vaihingen gegründet, die bis heute erfolgreiche Bildungsarbeit leistet. Frau de Pay war Mitglied der Freien Wähler, unterstützte auch das DRK in der Ortsgruppe Vaihingen. Nach ihr wurde die Straße zum Hallenbad benannt.
Hinweis
Die Website www.ohne-unterschied.de ist eine Sammlung von Biografien und Erfahrungsberichten von Kommunalpolitikerinnen von 1919 bis heute. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge sind von deren Autorinnen aus einer persönlichen Sicht und Betroffenheit geschrieben. Dadurch entsteht ein vielfältiges Bild des Weges von Frauen in die Kommunalpolitik und ihrer Situation in den Gremien. Diese Meinungsbeiträge sollen Anstoß zu Diskussionen sein und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg wider.
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